Technik und Evolution
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Dies ist aber weder für technische Objekte noch für Gesellschaften und Unternehmen gültig: die "Baupläne" eines technischen Artefakts sind immer außerhalb hinterlegt; Gesellschaften und Unternehmen sind nicht kopierfähig. Damit ist die Idee der Evolution in diesen Bereichen nur mit Vorsicht anwendbar. Eine mögliche - und bereits erprobte - Anwendung in der Technik sind Algorithmen zur Optimierung von technischen Objekten. Hierbei muss zunächst der technische Gegenstand als Modell beschrieben werden. Dies kann "virtuell" als Computermodell oder durch ein reales Modell geschehen. Die für die Optimierung wichtigen Eigenschaften des Modells müssen definiert und variiert werden können. Schließlich müssen Festlegungen für den "Erfolg" definiert werden. Sie entscheiden, ob eine Variante des Models "überlebt" oder "ausstirbt". Der eigentliche Evolutionsprozess besteht dann darin, Kopien des Modells mit geringfügigen Änderungen der definierten Eigenschaften zu erzeugen und jedes auf die Erfolgskriterien hin zu überprüfen. Besteht ein Objekt die Prüfung, wird eine weitere Generation daraus erzeugt - besteht es die Prüfung nicht, endet die Entwicklung. Auf diese Weise lassen sich technische Systeme optimieren, auch wenn sie nicht exakt mathematisch-physikalisch beschrieben werden können. | Dies ist aber weder für technische Objekte noch für Gesellschaften und Unternehmen gültig: die "Baupläne" eines technischen Artefakts sind immer außerhalb hinterlegt; Gesellschaften und Unternehmen sind nicht kopierfähig. Damit ist die Idee der Evolution in diesen Bereichen nur mit Vorsicht anwendbar. Eine mögliche - und bereits erprobte - Anwendung in der Technik sind Algorithmen zur Optimierung von technischen Objekten. Hierbei muss zunächst der technische Gegenstand als Modell beschrieben werden. Dies kann "virtuell" als Computermodell oder durch ein reales Modell geschehen. Die für die Optimierung wichtigen Eigenschaften des Modells müssen definiert und variiert werden können. Schließlich müssen Festlegungen für den "Erfolg" definiert werden. Sie entscheiden, ob eine Variante des Models "überlebt" oder "ausstirbt". Der eigentliche Evolutionsprozess besteht dann darin, Kopien des Modells mit geringfügigen Änderungen der definierten Eigenschaften zu erzeugen und jedes auf die Erfolgskriterien hin zu überprüfen. Besteht ein Objekt die Prüfung, wird eine weitere Generation daraus erzeugt - besteht es die Prüfung nicht, endet die Entwicklung. Auf diese Weise lassen sich technische Systeme optimieren, auch wenn sie nicht exakt mathematisch-physikalisch beschrieben werden können. | ||
- | Für einzelne technische Fragestellung ist dies immerhin möglich, wenn Eigenschaften und klare Kriterien für "Erfolg" definiert werden können. Für den technischen "Fortschritt" innerhalb der menschlichen Gesellschaft sind aber weder Eigenschaften noch Erfolgskriterien definierbar. Diese sind nämlich durch die Gesellschaft und die Eigenschaften der Individuen festgelegt. | + | Für einzelne technische Fragestellung ist dies immerhin möglich, wenn Eigenschaften und klare Kriterien für "Erfolg" definiert werden können. Für den technischen "Fortschritt" innerhalb der menschlichen Gesellschaft sind aber weder Eigenschaften noch Erfolgskriterien definierbar. Diese sind nämlich durch die Gesellschaft und die Eigenschaften der Individuen festgelegt und damit primär eine Frage der Kultur und der menschlichen Evolution. |
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Version vom 13:33, 21. Sep. 2008
Zitat: "Wenn wir an Zukunft denken, dann denken wir fast immer an technischen Fortschritt. Matthias Horx bietet eine völlig neue Erklärung dafür, wie dieser Fortschritt entsteht. Denn Technik entwickelt sich nicht planmäßig und linear, sondern nach den eigenständigen Gesetzen der Evolution. Wir Menschen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Unsere individuellen und kollektiven Bedürfnisse, Erwartungen und Ängste beeinflussen die Entwicklung der Technik. Wenn wir diesen evolutionären Prozess verstehen, können wir bereits heute die Technik von morgen voraussagen und den Zukunftsprozess auf neue Weise steuern." Campus Verlag, Ankündigung des Buches "Technolution" von Matthias Horx |
Wenn Technik und Evolution in einem Atemzug genannt werden, ist Vorsicht angebracht. Häufig zeigt sich, dass da einer sehr schlampig mit Begriffen umgeht und eigentlich nichts verstanden hat. Evolution als Theorie, wie sie zur Erklärung der Entwicklung des Lebens auf diesem Planeten herangezogen wird, lässt sich nämlich nicht auf die generelle Entwicklung der Technik übertragen - genauso wenig wie auf die Entwicklung menschlicher Gesellschaften oder auf die Entwicklung von Unternehmen. Evolutionäre Prozesse setzen nämlich immer ein autonomes, kopierfähiges Objekt voraus, dessen Eigenschaften und Baupläne im Objekt selbst verankert sind.
Dies ist aber weder für technische Objekte noch für Gesellschaften und Unternehmen gültig: die "Baupläne" eines technischen Artefakts sind immer außerhalb hinterlegt; Gesellschaften und Unternehmen sind nicht kopierfähig. Damit ist die Idee der Evolution in diesen Bereichen nur mit Vorsicht anwendbar. Eine mögliche - und bereits erprobte - Anwendung in der Technik sind Algorithmen zur Optimierung von technischen Objekten. Hierbei muss zunächst der technische Gegenstand als Modell beschrieben werden. Dies kann "virtuell" als Computermodell oder durch ein reales Modell geschehen. Die für die Optimierung wichtigen Eigenschaften des Modells müssen definiert und variiert werden können. Schließlich müssen Festlegungen für den "Erfolg" definiert werden. Sie entscheiden, ob eine Variante des Models "überlebt" oder "ausstirbt". Der eigentliche Evolutionsprozess besteht dann darin, Kopien des Modells mit geringfügigen Änderungen der definierten Eigenschaften zu erzeugen und jedes auf die Erfolgskriterien hin zu überprüfen. Besteht ein Objekt die Prüfung, wird eine weitere Generation daraus erzeugt - besteht es die Prüfung nicht, endet die Entwicklung. Auf diese Weise lassen sich technische Systeme optimieren, auch wenn sie nicht exakt mathematisch-physikalisch beschrieben werden können.
Für einzelne technische Fragestellung ist dies immerhin möglich, wenn Eigenschaften und klare Kriterien für "Erfolg" definiert werden können. Für den technischen "Fortschritt" innerhalb der menschlichen Gesellschaft sind aber weder Eigenschaften noch Erfolgskriterien definierbar. Diese sind nämlich durch die Gesellschaft und die Eigenschaften der Individuen festgelegt und damit primär eine Frage der Kultur und der menschlichen Evolution.
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