Politisch korrekt

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In den letzten Jahren wurde der Begriff "Political Correctness" zunehmend ironisch genutzt um moralische oder politische Haltungen zu diskreditieren. Es wurde eine Diktatur der Gutmenschen postuliert, die konträre Meinungen - so die unterschwellige Botschaft - systematisch unterdrückt. Konzepte von Toleranz (natürlich falsch verstandener!), Gerechtigkeit, Menschenwürde u.v.m. würden den Menschen aufgezwungen - ob sie wollen oder nicht.

Merkwürdigerweise waren und sind es überwiegend linke und humanistisch inspirierte Ideen, die als "politisch korrekt" und damit als angeblich privilegiert gelten. Nach Auffassung der (vorwiegend konservativ-bürgerlichen) politisch Inkorrekten steckt hinter den politisch korrekten Zielen allerdings nur Dummes oder gar Böses: Gleichmacherei hinter Chancengleichheit - Sozialneid hinter dem Wunsch nach Gerechtigkeit - Feigheit hinter Toleranz. Ein besonders pervides Beispiel dieser neuen bürgerlichen Weinerlichkeit ist die Web-Site Politicalyincorrect. Da wird gejammert und geschimpft über die schreiende Ungerechtigkeit, unter der all die ehrbaren Bürger leiden, die es wagen Wahrheiten auszusprechen wie: "Muslime sind böse", "unterschiedliche Kulturen vertragen sich nicht", "Christen sind bessere Menschen als Muslime", "Wer will bekommt immer Arbeit" und was es sonst noch so an vermeintlich unterdrückten Gedanken gibt.

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Revision 2

Es wird so getan, als gäbe es vorgeschriebene Denkblockaden, die bestimmte Meinungen und Gedanken schützen, in dem sie Einwände unterdrücken und verbieten. Politisch korrekt - das ist angeblich: gegen Amerika und Israel sein, den Industrieländern die Schuld am Klimawandel zu geben, Muslime nicht zu kritisieren, die Verantwortung für sozialen Abstieg in der Gesellschaft zu suchen und sich über bürgerliche Tugenden wie Gehorsam und Disziplin lustig zu machen.

Eigenartig nur: es sind besonders Vertreter der gesellschaftlichen Elite der Industrieländer, die die moralische Unterdrückung beklagen. Ausgerechnet die Gruppe mit dem größten ökonomischen und gesellschaftlichen Einfluss jammert über ihre vermeintliche Unfreiheit. Schwer unter den ständigen moralischen Vorhaltungen leidend und ausgebremst in ihrem visionären Tatendrang fanden sie mit dem Begriff "Political Correctness" endlich einen Weg, den Einwänden zu begegnen: sie verpassten jeder Kritik an ihren Zielen die Aura von Moralin, erhobenem Zeigefinger und Falschheit.

Wer politisch korrekte Ansichten vertritt, so die unterschwellige Botschaft, tut das bestenfalls aus Bequemlichkeit - schlimmstenfalls aus egoistischen Interessen. Er ist naiv und ignoriert die Wirklichkeit - die natürlich nur die frei denkenden "politisch Inkorrekten" erkennen. In keinem Fall aber sind "politisch korrekte" Meinungen der Mühe wert, sich näher mit ihnen zu beschäftigen. Stattdessen hat man selbst die frischeren, frecheren und ehrlicheren Ideen mit denen die Welt zu neuen Ufern geleitet werden könnte - würde man nicht von moralischen Langweilern daran gehindert. Überhaupt sind Begriffe wie "politisch korrekt" und "Langeweile" inzwischen kaum voneinander zu trennen.

Sicher: die Beseitigung von Denkblockaden ist notwendig, um viele unserer heutigen Schwierigkeiten zu überwinden. Doch was heute als "Blockade" dargestellt wird sind Grundtugenden unserer modernen demokratischen Gesellschaften. Sie zu "überwinden" ist äußerst gefährlich und nur für die von Interesse, die von einer instabilen Gesellschaft, von einem Kampf aller gegen aller profitieren. Es sind daher besonders etablierte Vertreter unserer Mediengesellschaft die an der Beförderung politisch inkorrekter Gedanken mitwirken und dabei so politisch korrekte Konzepte wie Chancengleichheit, soziale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit, Gleichberechtigung und Toleranz gegenüber Minderheiten diskreditieren. Figuren wie Matthias Horx, Hendrik M. Broder, oder Olaf Henkel setzen ihre medialen Möglichkeiten ein um die angebliche mediale Unterdrückung von Meinungen zu beklagen.

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