Sterbehilfe

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Die Forderung nach Legalisierung der aktiven Sterbehilfe, die in den Industrieländern lauter wird, ist ein Symptom unserer Leistungsgesellschaft. Die Gestaltbarkeit der eigenen Biografie ist inzwischen so im Menschenbild des Industriemenschen verankert, dass der unkontrollierte Tod für viele eine regelrechte Zumutung bedeutet.

Dabei wird niemandem das Recht abgesprochen, sich selbst zu töten.

Die Zumutung scheint darin zu bestehen, im Alter nicht mehr dem arrangierten Selbstbild zu entsprechen und die Kontrolle über die eigene Wirkung zu verlieren. Wie grausam für viele "Leistungsträger", in diesem Zustand weiterleben zu müssen, ohne sich dem entziehen zu können.

Eigenartig nur, dass wir für die doch sehr geringe Zahl der davon Betroffenen eine solche breite Kampagne inszenieren. Es scheint sehr naiv, in einer Leistungsgesellschaft, in der jeder Lebensaspekt ökonomisch bewertet wird, zu glauben, man könne die aktive Sterbehilfe auf eine individuelle Entscheidungsebene einiger Weniger beschränken. Tatsächlich wird sich schneller als uns lieb ist ein sanfter Druck auf Alte und Gebrechliche entwickeln, den Jungen und der Allgemeinheit doch nicht weiter zur Last zu fallen - denn:

  1. ökonomisch ist die unproduktive Lebensverlängerung nicht begründbar
  2. für die Nachkommen ist der frühzeitige "selbstgewählte" Abgang in der Regel finanziell und emotional entlastend
  3. die Entscheidung für den eigenen Tod lässt sich juristisch leicht "dokumentieren" ohne dass die tatsächlichen Gründe nachweisbar wären

Sterben 2020

In der Corona-Krise drehte sich der Wind. Jetzt war Sterbenwollen nicht mehr opertun. Alte Menschen (...Risikogruppen) mussten mit allen Mitteln geschützt werden. Auch wenn das bedeutete, dass einige von ihnen einsam und elendig in Krankenhäusern und Pflegeheimen sterben mussten. Alte, die sich stur gegen die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen sperrten, wurden als renitente Egoisten gebranntmarkt. Die Freiheit, das eigene Leben zu riskieren, wurde ihnen kurzerhand abgesprochen.

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