Science Fiction oder Fantasy

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Ich bin ein Kind der 60iger und 70iger Jahre. Es war die Zeit der Mondlandung - der Überschallflugzeuge - der ersten Computer und der Science Fiction. Filme wie 2001 Odyssee im Weltraum oder Serien wie "Star Treck", "Invasion von der Wega", "Time Tunnel" oder "Raumschiff Orion" machten uns mit den Wechselwirkungen von Technologie und Verantwortung vertraut.

In dieser Zeit begannn ich, Science Fiction Stories zu lesen. Den Einstieg fand ich mit den ersten Perry Rhodan Heften, wechselte aber schon bald zu tiefergehenden Werken von George Orwell, Philipp K. Dick, Robert Sheckley, John Brunner, Isaac Asimov, Stanislav Lem und der unübersehbaren Vielfalt von Anthologien mit Kurzgeschichten bekannter und unbekannter Autoren.

Doch seit den 80iger Jahren wurden die Bücherregale mit Sience Fiction Werken in den Buchgeschäften langsam kleiner und machten Platz für Fantasy Literatur. In den "Star Wars"-Filmen war Technologie nur noch Kulisse während die eigentliche Kraftquelle und Ursache für Gut und Böse in der geheimnisvollen Macht begründet war. Die priesterähnliche Kaste der Jedi-Ritter kämpfte mit überirdischen Kräften gegen das Böse oder förderten es.

Die Vorstellung von der Verantwortung intelligenter Wesen für die Gestaltung der Welt - ob im Guten oder im Bösen - macht einer magischen Weltsicht mit geheimnisvollen Wesen, beliebigen Zauberkräften und hierarchisch und autoritär begründetem Wissen Platz. Diese vorwissenschaftliche Weltsicht ist heute - nach Conan der Barbar, Harry Potter, Game of Thrones, Herr der Ringe und unendlich vielen Fantasy-Spielen - Mainstream. Während unser Leben mehr denn je durch Technologie beeinflusst wird - verlieren wir uns in Geschichten von Zauberen und Feen, von Drachen und Trollen.


Magie der Technologie

Arthur C. Clark, der Autor von 2001 Odyssee im Weltraum, hat zur fortschrittlichen Technologien das folgende "Gesetz" formuliert: „Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“

In unseren hochtechnisierten Gesellschaften ist jedoch inzwischen der Fortschritt selbst zu einem magischen Konzept geworden. Es gibt kaum Artikel, Berichte oder Studien über technische Entwicklungen, in denen - gleichgültig wie eingeschränkt die aktuellen Möglichkeiten sind - nicht eine strahlende Zukunft prognostiziert wird. Fortschritt wird als ein Automatismus wahrgenommen, der nicht aufzuhalten ist oder der selbstständig - magisch - zu einem Ziel führt.

Es gibt noch keine Fusionsreaktoren? Wartet nur ein Weilchen und uns wird unendliche Energie zur Verfügung stehen! Autonome Fahrzeuge holpern durch unsere Straßen? Höret: in wenigen Jahren werdet ihr wie auf Sänften durch die Straßen geleitet und kein Mensch wird mehr Opfer eines Verkehrsunfalls sein! Quantencomputer: nur noch ein paar Q-bits mehr und wir werden die Zukunft in allen Details berechnen können!

Wir scheinen kein Problem damit zu haben, ohne Belege wunderbare oder höllenartige Zukünfte zu prognostizieren - tun uns aber sehr schwer damit, grundlegende Fallstricke und Hindernisse oder konkrete Gestaltungsmöglichkeiten zu identifizieren. Dabei wären sie zwingend, um die unsinnigen Pfade in eine unerreichbare Zukunft herauszufiltern. Ob wir jemals ein Camp auf dem Mars errichten werden, ist nicht eine Frage des Wollens! Mag sein, dass es Wege gibt, dieses Ziel zu erreichen - aber sie sind nicht prognostizierbar. Sie müssen in winzigen Schritten mühsam erkundet werden: das ist Wissenschaft.

Die Fortschritte in der künstlichen Intelligenz sind beeindruckend - aber die unendlichen Medienberichte und Expertenmeinungen zur Entwicklung der KI sind verstörend. Sie erinnern an Nostradamus und Frankenstein, nicht an Galileo und Einstein.

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